Was ist geplant?

In Chemnitz entsteht im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2025 ein Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen. Das Projekt ist auf Zeit angelegt, bis es eine permanente Lösung auf Bundesebene geben wird. Unter einem gemeinsamen Dach finden die Ausstellung «Offener Prozess», ein Forschungszentrum, ein Archiv, ein pädagogisches Angebot, ein digitales Angebot und auch ein Ort der Zusammenkunft und Erinnerung zusammen.

Warum «Pilotvorhaben»?

Wir wollen nicht warten, bis die konkreten Schritte für ein dauerhaftes Dokumentationszentrum geklärt sind. Das Vorhaben soll ein Meilenstein auf dem Weg zur Einrichtung eines Dokumentationszentrums zum NSU-Komplex mit bundesweiter Relevanz sein. In seinem Aufbau orientiert sich das Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen an der Machbarkeitsstudie  des RAA Sachsen e.V. und des ASA-FF e.V.

Machbarkeitsstudie, Pilotvorhaben und bundesweites Dokumentationszentrum: Alles das Gleiche?

Das Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen ist ein eigenständiges Vorhaben der Partnerorganisationen ASA-FF e.V., RAA Sachsen e.V. und Initiative Offene Gesellschaft e.V. Die Entwicklung der Konzeptions- und Machbarkeitsstudie für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Südwestsachsen, die im Mai 2023 vorgestellt wurde, ist ebenfalls ein eigenständiges Vorhaben.

Umgesetzt wurde diese Studie von RAA Sachsen e.V. in Kooperation mit ASA-FF e.V. Die Akteur*innen der sind am Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen beteiligt und einzelne ihrer Ergebnisse und Empfehlungen fließen in das Vorhaben mit ein.

Gleichzeitig wird auf der Bundesebene gerade verhandelt, wie ein bundesweites Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex aussehen kann. Dazu gibt es noch keine finale Entscheidung. Die Projektverantwortlichen stehen dazu mit der Bundeszentrale für politische Bildung im Austausch und geben Erkenntnisse aus unserem Arbeitsprozess weiter.

Wer finanziert das Projekt?

Das Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen wird gefördert durch das Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung.

Wann soll das Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen

Wann soll das Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen öffnen?

Das Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen wird im Rahmen der Kulturhauptstadt 2025 in Chemnitz eröffnet. Wir wollen im zweiten Quartal 2025 eröffnen.

Wer ist verantwortlich für die Konzeption?

Für die Konzeption sind zivilgesellschaftliche Partner verantwortlich, bestehend aus ASA-FF e.V., RAA Sachsen und der Initiative Offene Gesellschaft. Der Konzeptionsprozess besitzt partizipative Elemente, zu denen engagierte Akteur*innen und Partner*innen eingeladen werden.

Als Partnerorganisationen stehen wir im Austausch mit den Betroffenen und Angehörigen sowie der Ombudsfrau der Bundesregierung für die Opfer und Hinterbliebenen der sogenannten Neonazi-Zelle (NSU).

Wie wird das Projekt für die breite Öffentlichkeit nutzbar sein?

Das Pilotvorhaben für ein Dokumentationszentrum zum NSU-Komplex in Sachsen wird ein Erfahrungs- und Wissensraum sein. Mit Hilfe von Ausstellungen und Begegnungs- und Bildungsangeboten werden die  allgemeine Öffentlichkeit erreicht und zielgruppenspezifische Angebote entwickelt. In Vorbereitung auf das Kulturhauptstadtjahr 2025 wird ein Kurationskonzept entwickelt, mit dem diesen Angeboten ein guter Rahmen gegeben wird.

Was ist gemeint, wenn vom NSU-Komplex gesprochen wird?

Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat, Michèle Kiesewetter – das sind die Namen der Menschen, die der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) in den Jahren 2000 bis 2007 ermordete. Dutzende mehr wurden bei drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfällen des NSU verletzt oder traumatisiert.

Die Taten des NSU waren möglich durch:

  • ein breites Unterstützer*innen-Umfeld in der neonazistischen Szene – das bis heute fortbesteht und von dem nur ein kleiner Teil überhaupt juristisch belangt wurde,
  • eine Verzahnung deutscher Geheimdienste mit dieser Szene – Geheimdienste, die trotz ihrer Verwicklungen im Anschluss personell und materiell massiv gestärkt wurden,
  • strukturellen und institutionellen Rassismus in den Strafermittlungsbehörden – für dessen Beseitigung bis heute umfassende und wirksame Maßnahmen fehlen,
  • eine kritiklose Übernahme rassistischer Deutungen in Medien und Mehrheitsgesellschaft – Deutungen, die zum Teil nach wie vor den politischen, medialen und öffentlichen Diskurs bestimmen,
  • sowie eine fehlende Wahrnehmung und Solidarisierung mit den Betroffenen in Zivil- und Mehrheitsgesellschaft – eine Frage der Gerechtigkeit, die auch angesichts von aktuellem rechtem Terror mehr Aufmerksamkeit benötigt.
 

All dies wird seit einigen Jahren unter dem Begriff NSU-Komplex zusammengefasst.